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Unsere Heimat

Die Seedorfer Hechte

Im Zeitalter der Reformation standen die Bettelorden in keinem besonderem Ansehen und Graf Johann Werner der Jüngere (1480-1548) ließ die Rottweiler Predigermönche beim Schnorren einmal voll auf den Grund laufen. Das ging so zu:

Als der Graf während des Bauernkrieges (1525) in Rottweil wohnte und dort mit seinen Freunden manch lustigen Abend verbrachte, wurde als Spaßvogel jedes Mal der Mönch Zimmerle zugezogen. Dieser begehrte nun vom Grafen etliche Hechte aus dem Seedorfer Schlossweiher, denn gebratener Hecht ist bekanntlich eine Delikatesse. Johann Werner willigte ein, wenn das Kloster selbst sie holen lasse. Heimlich befahl er jedoch . . . seinem alten amptman zu Seedorf, woverr der münch etwarn nach den hechten schicken, solle er den poten mit gueten worten abweisen und ime das feßlin mit eitel fröschen füllen, doch also vermachen, damit die frösch nit vermerkt wurden>. Das geschah und der Amtmann ließ dem Boten eine Erfrischung kredenzen.

Währenddessen füllte er das Fässchen mit Fröschen und tat Stroh darauf. Als Entschädigung stellte er aber einen Zuber mit guten Hechten daneben. Dem Boten befahl er, während der Fahrt nach Rottweil das Fässchen nicht zu öffnen, sondern nur Wasser durch das Stroh nachzufüllen.

Als er nun geen Rottweil kam und die vermainten hecht ins closter bracht, war der münch Zimmerle da, berüeft die andern münch, zaigt inen an, was gueter hecht er inen allen zu weg hete gebracht. Die münch waren alle gescheftig, ainer trug Wasser zu, der ander ain gelten, ainer das, der ander ein anders.

Als nun das Fass unter großen Zeremonien endlich geöffnet war, da kamen statt der erwarteten Delikatesse nur quakende, warzige, glubschäugige, klebrige Frösche heraus, die im Kloster herumsprangen.

Der stolze Mönch Zimmerle fiel förmlich in sich zusammen, so sehr schämte er sich. Alle Mitbürger und die Leute auf der Straße fragten ihn hämisch, wie denn die Seedorfer Hechte geschmeckt hätten. So nannte man die Frösche aus dem Seedorfer Fischweiher in Rottweil sprichwörtlich "zimbrische Hechte".

Aus der Zimmerschen Chronik nacherzählt von Erhard Westen